Akzente: Frau Ernst, wenn ein Mitgliedsbetrieb einen Beitrag für den BGN-Präventionspreis einreicht, sind Sie die erste Anlaufstelle. Welche Erfahrungen haben Sie über die Jahre gesammelt und welche Verbesserungsvorschläge gibt es?


Elke Ernst: Unsere Mitgliedsbetriebe sind mit viel Engagement dabei, einige nehmen jedes Mal teil und reichen sogar mehrere Vorschläge ein. In ihrem Eifer vergessen sie allerdings manchmal, im Formblatt aufgeführte zusätzliche Dokumente wie etwa aussagekräftige Fotos mitzuschicken. Seit dem Präventionspreis 2022 besteht die Möglichkeit, die Einreichung online auszufüllen und mit Anhängen elektronisch statt per Post abzuschicken. Diese Anwendung könnte gerne mehr genutzt werden. 

Porträt Elke Ernst
Elke Ernst
Portrait Maira Horst
Maira Horst

Frau Horst, Sie sind für den Azubipreis verantwortlich. Wie erreichen und motivieren Sie die jungen Menschen?

Maira Horst: Meine Kollegen und ich stehen in regelmäßigem Kontakt mit Ausbildern und Lehrkräften an Berufsschulen und stellen mit unserem Lernangebot „Update Arbeitsschutz“ ein speziell für Azubis entwickeltes Kompendium kostenlos zur Verfügung. Daneben sprechen wir diese wichtige Zielgruppe direkt und persönlich mit unseren regionalen Arbeitsschutzprogrammen vor Ort an. Auszubildende arbeiten oft gemeinsam an einem neuen Präventionsansatz und haben viel Freude daran, beispielsweise einen betrieblichen Prozess zu optimieren oder auch Kolleginnen und Kollegen durch eigens konzipierte betriebliche Kampagnen für mehr Arbeitsschutz zu sensibilisieren.
Als Lohn für ihr Engagement laden wir alle, die sich für den Präventionspreis beworben haben, in unser Ausbildungszentrum nach Friedrichroda in Thüringen ein. Dort präsentieren sie ihren Beitrag persönlich und in Anwesenheit unseres Vorstandsvorsitzenden Dirk Ellinger, der auch die Urkunden und Preise überreicht. Diese hohe Wertschätzung motiviert unsere jungen Versicherten sehr.

Herr Dr. Kroder, die meisten Einreichungen zum Präventionspreis fallen in die Kategorie „betriebliche Sicherheitstechnik“ und werden von Ihnen vorbewertet, ehe die Jury darüber entscheidet. Was sagen Sie zu den eingereichten Ideen?

Dr. Klaus Kroder: Wir haben in den vergangenen Jahren sehr anspruchsvolle und ausgeklügelte technische Zusendungen erhalten, etwa Kamerasysteme zur Inspektion von stehenden Tanks. Die Bandbreite der Vorschläge war und ist sehr groß und reicht von technischen Maßnahmen gegen Brand- und Explosionsschutz über Bürstenabdeckungen an Scherbenwagen, Federspannern zum sicheren Austausch gebrochener Druckfedern, klappbare Sicherheitspodeste, Ladungssicherung von palettierter Sackware bis hin zu seitlichen Tankdeckeln an Milchsammelfahrzeugen. Wichtig ist uns übrigens nicht nur der innovative Charakter der Einreichung, sondern auch die Übertragbarkeit auf andere BGN-Branchen und Betriebe. Deshalb sind gerade auch die „einfachen“ Maßnahmen interessant, die ohne großen technischen Aufwand übernommen werden können, beispielsweise das mobile Trittblech für Palettenrollenbahnen oder der Pick-up als Werkzeug zum Abnehmen von hoch aufgehängten Tortenringen.

Porträt Klaus Kroder
Klaus Kroder
Portrait Henning Krüger
Henning Krüger

Herr Krüger, Sie leiten das Präventionspreisteam und hatten bei der Einführung des Prämienverfahrens vor neun Jahren und der BGN-Onlinetagungen vor zwei Jahren ebenfalls die Federführung. Welchen Einfluss haben das Prämienverfahren und die Digitalisierung auf den Präventionspreis?

Henning Krüger: Im Prämienverfahren vergeben wir Punkte, wenn ein Mitgliedsbetrieb eine Einreichung für den Präventionspreis vornimmt oder eine mit diesem Preis ausgezeichnete Lösung auf sein eigenes Unternehmen überträgt. Durch diese Verknüpfung von Präventionspreis und Prämienverfahren sind beide Anreizsysteme bekannter geworden, sodass wir nun wesentlich mehr Zusendungen und Teilnahmen haben als vorher. Im vergangenen Jahr haben wir unsere BGN-Arbeitsschutztagung erstmals online durchgeführt und den Präventionspreisträgern dadurch die Möglichkeit eröffnet, ihre innovativen Ideen 485 Personen vorzustellen. Ein solch großes Auditorium ist mit Präsenzveranstaltungen schwer zu erreichen. Daher haben wir für den 12. bis 13. November 2024 erneut eine digitale Arbeitsschutztagung vorgesehen. Die zunehmende Digitalisierung bedeutet auch, dass wir soziale Medien verstärkt einsetzen und den Preisträgern hochwertige Filme über ihre ausgezeichneten Prämienmaßnahmen zur Verfügung stellen. Wir freuen uns sehr auf die Jubiläumssaison mit vielen spannenden Einreichungen für den Präventionspreis 2024.