In einer Konditorei ließ sich die Akkuwaage nicht mehr aufladen. „Bestimmt ein Wackelkontakt im Kabel“, vermutete der Mitarbeiter. Statt den Defekt dem Chef zu melden, entfernte er ein Stück der Isolierung, die die Kontakte umgab, und steckte den Netzstecker in die Wandsteckdose. Als der Mann dann das manipulierte Geräteanschlusskabel in die Akkuwaage steckte, berührte er die unter Spannung stehenden Kontakte – der Stromschlag traf ihn prompt.

Vom Kribbeln bis zum Herztod

Solche Szenen sind im Arbeitsleben leider an der Tagesordnung: Defekte Schalter und Leitungen werden auf die leichte Schulter genommen, die Gefahren unterschätzt. Dabei drohen beim Kontakt mit Strom unter anderem Verbrennungen, Muskelverkrampfung, Atemlähmung oder gar Herzkammerflimmern – und zwar schon bei „Steckdosenspannung“. Ob man bei einem Stromschlag mit harmlosem Kribbeln davonkommt oder Schlimmeres passiert, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Fußboden, den Schuhen, der Kleidung, dem Weg des Stroms durch den Körper und Umgebungsbedingungen wie Feuchtigkeit ab.

Eingebaute Sicherheit

Normalerweise sind Elektrogeräte und Stromleitungen gesichert: Isolierungen verhindern, dass man unter Spannung stehende Teile direkt berühren kann. Werden Isolierungen entfernt oder – beispielsweise durch das Öffnen eines Gehäuses – beschädigt, verlieren sie ihre Schutzwirkung und ein Stromschlag droht.

Die harmloseste Form des Elektrounfalls ist der sogenannte „Strom-Wischer“, bei dem die durch den menschlichen Körper fließenden Ströme zum Glück nicht lebensgefährlich sind. Wer aufgrund der Schreckreaktion den Halt verliert oder gar abstürzt, kann sich dabei dennoch schwer oder sogar tödlich verletzen.

Unterweisen schafft Bewusstsein

Bei einer Unterweisung zum Thema Elektrosicherheit ist es ratsam, auch scheinbar Banales anzusprechen. Erfahrungsgemäß haben elektrotechnische Laien viele unzutreffende Vorstellungen und sind froh über die möglicherweise lebensrettenden Erläuterungen.

Bunte Stromstecker

Alle Beschäftigten sollten unterwiesen werden, wie man sicher mit Strom umgeht und Unfällen vorbeugt.

15 Pflichtpunkte für die Unterweisung

  1. Nur elektrische Geräte und Anlagen verwenden, die vom Betrieb bereitgestellt wurden. Private Kaffeemaschinen, Radios etc. dürfen nur in Absprache mit dem Betrieb mitgebracht werden und müssen vor Inbetriebnahme und danach in regelmäßigen Abständen geprüft werden.
  2. Elektrische Geräte und Installationen müssen auf sichtbare Schäden untersucht werden: Sind geknickte Kabel, schadhafte Isolierungen, untypischer Geruch, defekte Schalter etc. zu erkennen? Dann dürfen sie nicht mehr genutzt werden, sind als defekt zu kennzeichnen und der Schaden ist der vorgesetzten Person zu melden.
  3. Elektrogeräte nur so benutzen, wie es in der Bedienungsanleitung/Betriebsanweisung angegeben ist und ihrem Zweck entspricht.
  4. Vor dem Benutzen von Kabeltrommeln muss zum Schutz vor Überhitzung das gesamte Kabel abgerollt werden.
  5. Vor der Verwendung von Mehrfachsteckdosen oder Verlängerungskabeln unbedingt überprüfen, ob deren angegebene Leistung für alle anzuschließenden Verbraucher ausreicht. Und: niemals Mehrfachsteckdosen hintereinanderschalten.
  6. Elektrogeräte immer am Stecker und nie am Kabel aus der Steckdose ziehen und außerdem nie am Kabel aufhängen oder anheben.
  7. Leitungen und Kabel nie einklemmen oder abknicken (zum Beispiel in Fenster- oder Türrahmen).
  8. Möglichst keine Elektrokabel über Laufwege legen, um Beschädigungen – und Sturzgefahr! – zu vermeiden.
  9. Leitungen und Stecker vor schädigenden Einflüssen schützen, beispielsweise nicht überfahren oder Lasten darauf absetzen.
  10. Schutzabdeckungen von Maschinen, Anlagen und Geräten nie öffnen oder versuchen, diese zu reparieren. 
  11. Nie mit nassen Händen ein Elektrogerät anfassen, außer dieses ist dafür geeignet.
  12. Vor der Reinigung eines elektrischen Geräts immer den Netzstecker ziehen und Herstellerangaben beachten. Beim Reinigen weder in Wasser tauchen noch einen Wasserstrahl oder Hochdruckreiniger verwenden.
  13. Sicherungs- und Verteilerschränke stets geschlossen halten und den Zugang jederzeit frei halten. 
  14. Freiliegende (auch nur möglicherweise) stromführende Teile wie etwa Sammelschienen, herausragende Kabel etc. sind unverzüglich der vorgesetzten Person zu melden. 
  15. Niemals Einstellungen an Sicherheitseinrichtungen verändern.