Erfolgreiche Wiedereingliederung nach schwerem Arbeitsunfall bei Emsland Group
Gelungene Wiedereingliederung

„Dir wird geholfen, egal wie lange es dauert“

Schlimm genug, wenn man einen so folgenreichen Arbeitsunfall hatte wie Matthias Kramer. Seine rechte Hand ist seit einem Sturz nur noch eingeschränkt funktionsfähig, darüber hinaus leidet er unter einem chronischen Schmerzsyndrom. Sein Arbeitgeber, die Emsland Group, und die BGN standen und stehen ihm verlässlich zur Seite. Nur deshalb kann er an seinem alten Arbeitsplatz weiterarbeiten.

Als Maschinen- und Anlagenführer Matthias Kramer vor fünfeinhalb Jahren auf dem Werkgelände der Emsland Group im Werk in Emlichheim ausrutschte und hinfiel, konnte er nicht ahnen, welch tiefgreifende Folgen dieser Sturz für ihn haben würde. „Ich knallte beim Aufprall mit der rechten Hand gegen einen Betonsockel und dachte sofort: Mist, die Hand ist gebrochen! Aber in ein paar Wochen werde ich schon wieder fit sein.“ Doch es kam leider anders und der gelernte Landmaschinenmechaniker leidet auch heute noch unter massiven Schmerzen und Einschränkungen. „Herr Kramer hatte – und das kann man wirklich nicht anders sagen – extremes Pech“, erklärt Christian Reuter, Reha-Manager bei der BGN. „Er kam natürlich sofort nach dem Unfall ins Krankenhaus, wurde operiert und durchlief danach wegen seiner komplizierten Trümmerfraktur des Handgelenks monatelange stationäre und ambulante Reha-Maßnahmen.“ Aber leider, bedauert der Reha-Manager, habe sich bei ihm ein CRPS, zu Deutsch: ein komplexes regionales Schmerzsyndrom, entwickelt.

ERfolgreiche Wiedereingliederung nach schwerem Arbeitsunfall bei Emsland Group

Genau hier rutschte Matthias Kramer aus, stürzte und schlug mit der rechten Hand an den unteren Betonsockel der Wand. Dieser Sturz hatte weitreichende Folgen: eine komplizierte Trümmerfraktur des rechten Handgelenks mit anschließendem CRPS.

Schwerer Arbeitsunfall mit Handgelenkstrümmerbruch, erfolgreiche Wiedeingliederung bei Emslandgroup

Funktion und Beweglichkeit der rechten Hand von Matthias Kramer sind sehr stark eingeschränkt. Ohne bestimmte technische Arbeitsmittel könnte er einige seiner Tätigkeiten nicht mehr ausführen.

Immerzu Schmerzen

Die Abkürzung CRPS steht für Complex Regional Pain Syndrome, und das gilt in der Medizin als eine der schwerwiegendsten Schmerzerkrankungen. Die wenigsten Menschen wissen, dass es so etwas überhaupt gibt und im Prinzip jeden treffen kann. „Theoretisch kann ein CRPS nach Bagatelltraumen, leichten und schweren Verletzungen oder operativen Eingriffen an den oberen und unteren Extremitäten auftreten“, erklärt Christian Reuter. „Der Körper reagiert unerklärlicherweise mit einer sehr starken Entzündungsreaktion, ohne dass eine Infektion vorliegt. Funktion und Beweglichkeit der betroffenen Gliedmaßen sind gravierend gestört bis hin zum schmerz- und störungsbedingt völligen Funktionsverlust. Solch ein Schmerzsyndrom ist oft nicht heilbar.

„Ich bin seit 36 Jahren bei Emsland und mein größter Wunsch ist es, bis zur Rente durchzuhalten. Dafür gehe ich neben meiner Arbeit viermal die Woche zur Physio- und Ergotherapie. Ich bin allen sehr dankbar, die mich seit dem Unfall unterstützt haben – hauptsächlich der BGN und meinen Vorgesetzten und Kollegen.“

Bei Matthias Kramer ist die Feinmotorik seiner rechten Hand ebenso sehr stark beeinträchtigt wie die allgemeinen Bewegungs-, Kraft- und Belastungsmöglichkeiten der Hand, des Ellenbogens und der Schulter. „Ich habe eigentlich immerzu Schmerzen und brauche sehr oft Medikamente dagegen“, so Kramer. „Das fühlt sich an, als ob mir jemand dauernd mit kleinen Nadeln in die Hand sticht. An besonders schlechten Tagen strahlt der Schmerz auch bis in die Schulter aus – und manchmal sogar in die andere, gesunde Hand.“ Matthias Kramer hätte objektiv gesehen viel Grund zum Klagen, das ist aber nicht seine Sache. Er ist ein Kämpfer und wollte nach dem Unfall immer nur eins: nicht verzweifeln und möglichst schnell wieder arbeiten. „Ich liebe meine Arbeit hier und habe wirklich alles getan, um wieder arbeitstauglich zu werden“, so der Maschinenführer. Das bestätigt auch Reha-Manager Christian Reuter, der Matthias Kramer seit dessen Unfall berät und betreut. „Er war von Anfang an sehr motiviert und trainierte stundenlang, um seine Hand zu kräftigen und wieder beweglich zu machen.“

Bei der Emsland Group hilft man einander

Der 58-Jährige erhielt aber nicht nur von der BGN Hilfe und Unterstützung, in erster Linie war es sein Arbeitgeber, der alles daransetzte, die erfahrene Fachkraft im Betrieb zu halten und ihm die Arbeit am gewohnten Arbeitsplatz zu ermöglichen. „Seitens der Unternehmensleitung gibt es bei uns die Devise: Wer hier arbeitet und während seiner Arbeitszeit einen Unfall hat, der bekommt jede nur mögliche Unterstützung“, erklärt Jens Hohendorn, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der Emsland Group, dem größten deutschen Kartoffelstärkeproduzenten und weltweit führenden Unternehmen in der Herstellung von Kartoffelflocken und -granulaten. „Obwohl wir ein sehr großes Unternehmen sind, pflegen wir ein familiäres Miteinander, kümmern uns umeinander und lassen keinen Kollegen in einer solchen Notlage hängen.“

„Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz spielen in unserem Unternehmen eine große Rolle und sind in der Unternehmenskultur verankert. Wir möchten, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund das Rentenalter erreichen. Und wenn jemandem etwas passiert, helfen wir, so gut es geht.“

Erfolgreiche Wiedereingliederung nach schwerem Arbeitsunfall bei Emsland Group
Sifa Jens Hohendorn (links) und Produktionsleiter Jan Nijeboer haben sich dafür eingesetzt, dass ihnen Maschinenführer M. Kramer als wertvolle Fachkraft erhalten bleibt. „Wir sind hier eine große Familie und kümmern uns umeinander."

Hilfe durch elektrische Winde

Gut für Matthias Kramer, der nach einer längeren Wiedereingliederungsphase trotz deutlicher motorischer Einschränkungen in seiner rechten Hand wieder an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren konnte. Für die Arbeiten, die er nicht mehr ohne Hilfsmittel erledigen kann, wurden ihm nach und nach mit finanzieller Unterstützung der BGN die entsprechenden technischen Arbeitshilfen bereitgestellt. Das war beispielsweise im Bereich des Wasch- und Schälprozesses notwendig. Hier gehört es zu den Aufgaben des Maschinenführers, die Kerzenfilter regelmäßig zu reinigen. Für einen Menschen mit gesunden Händen keine große Sache: Man zieht den Filter aus dem Gehäuse, umfasst ihn dabei mit beiden Händen und reinigt ihn. Für Matthias Kramer, der nicht mehr mit voller Kraft zupacken kann, ein Ding der Unmöglichkeit. Also dachte er gemeinsam mit seinem Vorgesetzten, dem Produktionsleiter Jan Nijeboer, über eine technische Hilfsmöglichkeit nach. Die Lösung? Ein Galgen aus Edelstahl mit einer elektrischen Winde. An den wird der Kerzenfilter oben eingehängt, per Winde hochgezogen, dann gereinigt und anschließend per Winde wieder eingesetzt, fertig.

Erfolgreiche Wiedereingliederung nach schwerem Arbeitsunfall bei Emsland Group

In diesem Arbeitsbereich muss Matthias Kramer regelmäßig die Kerzenfilter reinigen. Wegen seiner Verletzung an der rechten Hand, wurde ihm ein Galgen aus Edelstahl mit einer elektrischen Winde montiert.

Erfolgreiche Wiedereingliederung nach schwerem Arbeitsunfall bei Emsland Group

An den wird der Kerzenfilter oben eingehängt, per Winde hochgezogen, dann gereinigt und anschließend per Winde wieder eingesetzt.

Neuer Bodenreiniger

Genauso effektiv und mittlerweile auch beliebt bei den Kollegen: der modifizierte Bodenreiniger, der nach einem Umbau nun rechts und links Griffe hat, an denen die Pistolenlanze für den Hochdruckreiniger eingesteckt werden kann. Da Matthias Kramer diese Lanze nur kurz mit der verletzten rechten Hand halten kann und immer wieder schnell nach links wechseln muss, ist diese neue Maschine eine unglaubliche Erleichterung für ihn. „Ohne sie könnte ich die Böden hier in der Produktionshalle nicht reinigen“, bemerkt der gehandicapte Mann, der mit einem Zwinkern in den Augen sagt: „Wenn ich mal in Rente gehe, nehme ich meine Hilfsmittel alle mit.“

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Dieser Bodenreiniger hat nun rechts und links Griffe, an denen die Pistolenlanze eingesteckt werden kann.

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Wenn Matthias Kramer die Lanze nicht mehr mit rechts halten kann, steckt er sie einfach um.

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Die BGN hat die Kosten für den modifizierten Bodenreiniger übernommen.

An seine Rente mag allerdings hier noch niemand denken. Produktionsleiter Jan Nijeboer ist ebenso wie Jens Hohendorn mehr als froh, dass Matthias Kramer wieder seiner Arbeit nachgehen kann: „Wir arbeiten hier im Vier-Schicht-System. Die Arbeitsabläufe – von der Anlieferung der Kartoffeln über deren Reinigung, Schälung, Trocknung bis hin zur Vermahlung – erfolgen hier alle vollautomatisch. Wir brauchen für die Steuerung und Überwachung der Maschinen genau solche zuverlässigen und gut ausgebildeten Fachkräfte wie Matthias Kramer.“ Deshalb sind die beiden auch mehr als zufrieden mit der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der BGN, in diesem Fall mit Christian Reuter.

„Viele Unternehmen wissen gar nicht, wie gut und unkompliziert die Berufsgenossenschaft die Versicherten und die Unternehmen nach einem schweren Arbeitsunfall unterstützt, zum Beispiel, indem sie die kompletten Behandlungs- und Reha-Kosten übernimmt und danach den Arbeitsplatz und gegebenenfalls das Zuhause entsprechend umrüstet. Das kostet ja alles viel Geld, privat kann das niemand stemmen“, so Sifa Hohendorn. „Man glaubt gar nicht, wie wichtig es für einen schwer verletzten Kollegen ist, wenn man ihm sagen kann: ‚Mach dir mal keine finanziellen Sorgen, dir wird geholfen, egal wie lange es dauert.‘“ Das bestätigt auch Matthias Kramer: „Ich bin der BGN und meinem Arbeitgeber sehr dankbar dafür, dass sie mich über die ganzen Jahre hinweg so gut unterstützt haben. Ohne diese Hilfe würde ich jetzt hier nicht stehen.“

Erfolgreiche Wiedereingliederung nach schwerem Arbeitsunfall bei Emsland Group
Alle haben an einem Strang gezogen und dafür gesorgt, dass Maschinenführer M. Kramer an seinem alten Arbeitsplatz wieder im Einsatz ist: Produktionsleiter Jan Nijeboer, Reha-Manager Christian Reuter, Matthias Kramer und Sifa Jens Hohendorn (v.l.n.r.).

„Wir übernehmen oder bezuschussen die Kosten für Arbeitshilfen, damit Menschen wie Herr Kramer dauerhaft wiedereingegliedert werden können und um ihre Arbeitsunfähigkeitszeiten so gering wie möglich zu halten. Wichtig ist aber auch, dass die Arbeitgeber Anstrengungen unternehmen, um betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Das läuft bei der Emsland Group vorbildlich. Übrigens belaufen sich die Kosten für die Heilbehandlung, die Geldleistungen und die technischen Arbeitshilfen für Matthias Kramer bislang auf insgesamt rund 150.000 Euro."

Steckbrief: Emsland Group

Emsland Group Werk Emlichheim
Emsland Group Werk Emlichheim
  • Die Emsland Group ist ein international agierendes Unternehmen, das auf Basis pflanzlicher Rohstoffe wie Kartoffeln und Erbsen innovative Produkte für die weiterverarbeitende Industrie herstellt.
  • Das 1928 gegründete Unternehmen ist heute der größte deutsche Kartoffelstärkeproduzent und weltweit führend in der Herstellung von Kartoffelflocken und -granulaten.
  • Mit sieben Produktionsstandorten in Deutschland bedient die Emsland Group Kundinnen und Kunden in mehr als 100 Ländern und beschäftigt weltweit rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • Mehr als zwei Millionen Tonnen Kartoffeln und über 150.000 Tonnen Erbsen wurden 2023 verarbeitet. Jahresumsatz: rund 900 Millionen Euro.
  • Mehr Informationen: www.emsland-group.de
  • Die Emsland Group erhielt 2021 den BGN-Inklusionspreis, hier ein Video.