
Schnitt, Scherbe, Schmerz: Die unterschätzte Gefahr von Sehnenverletzungen
Am Messer oder einer Scherbe geschnitten oder mit dem Finger hängen geblieben? Oft werden die Folgen solch vermeintlich harmloser Verletzungen an den Fingern unterschätzt. Man sollte aber besser genau hinsehen, denn die gesundheitlichen und finanziellen Auswirkungen können gewaltig sein. Besonders, wenn eine Sehne verletzt wird.
Der vermeintlich „kleine“ Unfall von Bäcker Olaf S. liegt bereits zehn Jahre zurück. Damals ahnte er nicht, welche schweren und lebensverändernden Folgen seine anfangs harmlos anmutende Fingerverletzung haben würde. Was war passiert? Beim Abwischen seiner mehlbestaubten Finger an der Schürze war der Bäcker mit dem rechten Ringfinger an einer aufgesetzten Tasche seiner Schürze hängen geblieben. Die Folge: eine Strecksehnenruptur der rechten Hand. Diese wurde konservativ mittels einer Stackschen Schiene behandelt, was aber leider nicht zu einer Verbesserung, geschweige denn einer Heilung führte. Also schlossen sich weitere stationäre Rehabilitationsmaßnahmen an. Intensiv betreut wurde Olaf S. damals von einer Reha-Managerin der BGN.
Unglücklicherweise entwickelte der Bäcker ein regionales Schmerzsyndrom, in dessen Folge er seine verletzte Hand gar nicht mehr benutzen konnte. Besonders schlimm für den Mann: Das Schmerzsyndrom als Beschwerdebild hat sich im Laufe der Zeit trotz intensiver medizinischer Behandlungsmaßnahmen nicht gebessert, sondern derart verschlechtert, dass eine Amputation der rechten Hand in einer BG-Klinik unumgänglich war. Leider führte auch dieser Eingriff zu keiner Besserung der Schmerzen. Stattdessen muss der Bäcker nun auch noch mit Phantomschmerzen im gesamten rechten oberen Arm kämpfen und ist weiterhin – also zehn Jahre nach seiner ursprünglichen Verletzung – in engmaschiger und intensiver Behandlung durch eine BG-Klinik. Für das Heilverfahren, Hilfsmittel sowie Geldleistungen fielen bei der BGN bislang Ausgaben von mehr als einer halben Million Euro an.

Die zwei häufigsten Sehnenverletzungen sind die Strecksehnen- und die Beugesehnenverletzung, wobei die erstere die leichtere ist. Zwischen 2022 und 2024 wurden davon 589 Fälle gemeldet und konservativ mittels einer Schiene behandelt.
Sehnenverletzungen: Alle BGN-Branchen betroffen
In allen BGN-Branchen kann es zu solch folgenschweren Verletzungen an den Fingern kommen. Oft sind es Schnitt- und Stichverletzungen durch handgeführte Messer oder Schneidmaschinen. Man kann sich aber auch bereits an einer Scherbe oder durch das Hängenbleiben an Gegenständen wie beispielsweise einer aufgesetzten Schürzentasche mit Metallknöpfen eine ernst zu nehmende Fingerverletzung – insbesondere eine Sehnenverletzung – zuziehen. Die zwei häufigsten Sehnenverletzungen sind die Strecksehnen- und die Beugesehnenverletzung, wobei die erstere die leichtere ist. Eine Beugesehnenverletzung wird in der Regel operativ mittels einer Sehnennaht versorgt, eine Strecksehnenverletzung muss allerdings oft konservativ mittels einer Schiene für acht bis zwölf Wochen behandelt werden.
Vergleich zwischen dem leichtesten und dem schwersten Verletzungsgrad
Strecksehnenverletzung (in der Regel ohne ambulante OP)
Durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitstage | Durchschnittliche Behandlungskosten | Durchschnittliche Gesamtkosten |
---|---|---|
54 Tage | 1.536 Euro | 3.425 Euro |
Grundlage für diese Statistik sind insgesamt 589 Fälle im Beobachtungszeitraum 2022–2024 (Auswertungszeitpunkt 24.06.2025). Fälle aus dem Jahr 2024 mit noch andauernder Arbeitsunfähigkeit fließen in diese Statistik nicht ein.
Beugesehnenverletzung (in der Regel mit ambulanter OP)
Durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitstage | Durchschnittliche Behandlungskosten | Durchschnittliche Gesamtkosten |
---|---|---|
91 Tage | 3.444 Euro | 7.917 Euro |
Grundlage für diese Statistik sind insgesamt 127 Fälle im Beobachtungszeitraum 2022–2024 (Auswertungszeitpunkt 24.06.2025). Fälle aus dem Jahr 2024 mit noch andauernder Arbeitsunfähigkeit fließen in diese Statistik nicht ein.
Beugesehnenverletzung seltener, aber teurer
Die leichten Strecksehnenverletzungen waren zwischen 2022 und 2024 mit 589 Fällen weitaus häufiger als die schweren Beugesehnenverletzungen inklusive ambulanter Operation mit 127 Fällen. Dieser Umstand spiegelt sich aber nicht in den Behandlungs- und Gesamtkosten wider.
Die BGN hat für die Behandlung der 589 Strecksehnenverletzungen, die konservativ behandelt wurden, insgesamt knapp über zwei Millionen Euro ausgegeben, knapp die Hälfte dieser Summe entfiel auf Behandlungskosten. Die Anzahl der Fälle mit einer operierten Beugesehnenverletzung ist nur ein Fünftel so groß, aber die Gesamtkosten für die 127 Fälle lagen bei rund einer Million Euro, wovon knapp die Hälfte auf die reinen Behandlungskosten entfielen.
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