Frisch gehacktes Fleisch, das durch einen Fleischwolf verarbeitet wird mit verstreuten Stücken und Kräutern
Mit Fleischwölfen sicher arbeiten

Der gezähmte Wolf

Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland sorgt regelmäßig für kontroverse Diskussionen. Während das wilde Tier jedoch von Natur aus scheu ist und Menschen weiträumig meidet, existiert in Fleischerei- und Küchenbetrieben ein wesentlich zutraulicherer Verwandter: der Fleischwolf, genauer gesagt der Stopfwolf. Diese weitverbreitete Maschine mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen, doch jedes Jahr ereignen sich in Mitgliedsbetrieben Unfälle, bei denen durch unvorsichtige Bedienung Hände oder Finger zur unfreiwilligen Beute werden.

Unfälle an Stopfwölfen sind leider keine Seltenheit und werden der BGN mehrfach im Jahr gemeldet. Ein typisches Beispiel: 

Ein Metzger ist im Kühlraum mit Reinigungsarbeiten an einem Fleischwolf beschäftigt. Zur Vorbereitung entfernt er die Überwurfmutter, die Lochscheibe und den Schneidsatz am Produktauslauf, um Zugang zur Schnecke zu erhalten. Beim Versuch, die Schnecke mit der linken Hand herauszuziehen, stützt er sich mit der rechten Hand am Gehäuserand ab – unmittelbar neben dem Inbetriebnahmeschalter. Durch eine unbeabsichtigte Schalterberührung setzt sich die Schnecke in Bewegung. Dabei wird ein Finger der linken Hand erfasst und teilweise abgeschnitten. Die Verletzung wird voraussichtlich bleibende Einschränkungen verursachen.

Zur Vermeidung solcher Vorfälle ist es entscheidend, die Schutzeinrichtungen des Fleischwolfs zu kennen und ihre Wirkungsweise und Handhabung zu verstehen.

Arbeit an einem Fleischwolf
Stopfwolf mit Schutzhaube über dem Auslauf des Wolfs.

Schutz am Auslauf des Fleischwolfs

Um die Schutzeinrichtungen am Auslauf eines Fleischwolfs zu begreifen, muss man zwischen dem Schutz während des Betriebs und dem Schutz beim Ein- und Ausbau der Maschinenteile unterscheiden. 

Während der Fleischwolf arbeitet, verfügt er am Auslauf über eine von zwei möglichen Schutzeinrichtungen:

  • die Schutzhaube über dem Auslauf des Wolfs, die beim Abschwenken den Motor des Wolfs automatisch abschaltet, oder
  • die Endlochscheibe mit Löchern von maximal 8 mm Durchmesser, die ein Hineingreifen aufgrund der geringen Lochgröße unmöglich macht.

Auch beim Ein- und Ausbau von Schnecke und Schneidsatz, etwa zur Reinigung oder zur Beseitigung einer Verstopfung, ist eine Schutzhaube wirksam. Sie muss zur Entnahme abgeschwenkt werden und der Wolf wird dadurch sicher abgeschaltet.

Beim Einsatz einer Endlochscheibe als Eingriffsschutz ist jedoch keine Schutzwirkung mehr gegeben. Die Bedienperson muss die Scheibe zur Entnahme von Schnecke und Schneidsatz ausbauen und die gefährlichen Teile liegen offen. Startet der Wolf, sei es aufgrund eines technischen Fehlers oder durch unbeabsichtigtes Betätigen des Start-Tasters, kann es leicht passieren, dass Finger oder die komplette Hand der Bedienperson eingezogen werden.

Um den Ein- und Ausbau auch bei Wölfen ohne Schutzhaube sicher handhaben zu können, ist eine von zwei zusätzlichen Schutzmaßnahmen Voraussetzung:

  • ein ausbaubares Schneckengehäuse, das Schnecke und Schneidsatz umfasst und es ermöglicht, die gefährlichen Teile als Einheit aus der Maschine zu entnehmen, oder
  • eine Ausstoßeinrichtung mit Handhebel, mit dem die Schnecke ein Stück nach vorne geschoben wird, wodurch sie von dem Antrieb getrennt wird und nicht mehr in Bewegung gesetzt werden kann.
Arbeit mit Ladenwolf

Klassischer Stopfwolf mit Schneckengehäuse

Warum kommt es trotz Schutzeinrichtungen zum Unfall?

Die entscheidende Ursache liegt darin, dass Schutzeinrichtungen wie ein Schneckengehäuse oder eine Ausstoßvorrichtung willensabhängig sind – die Bedienperson kann sie nutzen, muss es aber nicht. Da die manuelle Entnahme durch einfaches Öffnen schneller und bequemer erscheint, werden diese Sicherheitsmaßnahmen oft ignoriert.

Besonders gefährlich ist die Praxis, den Wolf selbst als Ausstoßhilfe zu missbrauchen. Nach dem Entfernen der Überwurfmutter wird der Wolf gestartet, um das verbleibende Fleisch herauszudrücken und so die Teile des Schneidsatzes aus der Maschine zu entfernen. Dieses Verhalten, das bewusst einen gefährlichen Zustand herbeiführt, ist sehr riskant und muss untersagt werden.

Wie läuft der Ein- und Ausbau bei Wölfen ohne Schutzhaube sicher ab?

Der sichere Ein- und Ausbau variiert je nach Schutzeinrichtung. Übrigens: Bei Arbeiten am Schneidsatz sind schnitthemmende Handschuhe zu tragen.

Ein- und Ausbau Fleischwolf
Ein- und Ausbau Fleischwolf

Empfehlungen zur Unfallprävention

Wenn Stopfwölfe ohne Schutzhaube zum Einsatz kommen, sollte die Gefährdungsbeurteilung unbedingt auf die Gefahren beim Ein- und Ausbau überprüft werden. Die Beschäftigten müssen in der Unterweisung erfahren, wie sie sicher mit dem Wolf zu arbeiten haben, zum Beispiel auch bei der Reinigung. Besonders wichtig ist es, die willensabhängigen Schutzmaßnahmen korrekt umzusetzen und ihren Einsatz regelmäßig zu kontrollieren.

Das Sachgebiet Fleischwirtschaft empfiehlt den Einsatz von Stopfwölfen mit Schutzhaube. Diese technische Lösung bietet einen deutlichen Sicherheitsgewinn, da sie den Maschinenbetrieb automatisch unterbricht und somit das Risiko von schweren Verletzungen erheblich reduziert. Nutzen Sie bei Neuanschaffungen die Gelegenheit, den Arbeitsschutz in Ihrem Betrieb nachhaltig zu verbessern.