Stufe für Stufe
Vermutlich gibt es kaum einen BGN-Mitgliedsbetrieb, der keine Leiter hat. Diese vielseitig einsetzbaren Helfer sind oft unverzichtbar, wenn höher gelegene Arbeitsbereiche erreicht werden müssen, beispielsweise um Waren aus Regalen zu holen oder Wartungsarbeiten durchzuführen. Doch so nützlich sie auch sind: Leitern bergen erhebliche Unfallrisiken, wenn man nicht richtig mit ihnen umgeht.
Wussten Sie, dass die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) jedes Jahr etwa 23.000 Leiterunfälle verzeichnet? Diese Unfälle führen oft zu schweren Verletzungen und haben nicht nur gesundheitliche, sondern auch wirtschaftliche Folgen für die Betriebe. Nicht nur Abstürze aus größeren Höhen sind gefährlich – bereits Stürze aus geringen Höhen oder das Abrutschen von einer der unteren Sprossen können zu schweren Verletzungen führen. Viele dieser Unfälle könnten durch die richtige Auswahl und Nutzung von Leitern und Tritten vermieden werden.
Häufige Unfallursachen
Doch warum passieren so viele Unfälle mit Leitern? Hier sind einige typische Gründe:
- Falsche Leiterwahl: Nicht jede Leiter ist für jede Aufgabe geeignet. Oft werden ungeeignete Leitern verwendet, die nicht den Anforderungen der Aufgabe entsprechen. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter nutzt eine Stehleiter, um auf eine höher gelegene Ebene überzusteigen, obwohl eine Anlegeleiter sicherer ist. Das kann schiefgehen!
- Zu geringe Leiterhöhe: Wenn die Leiter zu kurz ist und höher aufgestiegen wird als zulässig, kann man sich nicht mehr an der Leiter festhalten oder ausreichend anlehnen und hat keinen sicheren Stand mehr.
- Unsachgemäße Nutzung: Leitern werden häufig falsch aufgestellt oder verwendet. Zum Beispiel werden Anlegeleitern im falschen Winkel aufgestellt, was zum Wegrutschen führen kann.
- Defekte Leiter: Beschädigte oder abgenutzte Leitern stellen ein erhebliches Risiko dar. Ein typisches Szenario: Eine Stehleiter mit einer fehlenden Spreizsicherung wird weiterhin verwendet und bricht unter der Last zusammen.
- Fehlende Unterweisung: Mitarbeitende sind nicht ausreichend über den sicheren Umgang mit Leitern informiert.
Regelungen zum Gebrauch von Leitern
Die Verwendung von Leitern ist in Deutschland unter anderem durch die Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS) 2121 Teil 2 „Gefährdung von Beschäftigten bei der Verwendung von Leitern“ geregelt. Sie dürfen zum Beispiel nur verwendet werden, wenn keine sichereren Arbeitsmittel zur Verfügung stehen. Die TRBS gibt auch vor, dass Arbeiten von Leitern nur noch von Stufenleitern vorgenommen werden dürfen. Sprossenleitern dürfen nur noch in Ausnahmefällen oder als Verkehrsweg verwendet werden.
Verschiedene Leiterarten
Es gibt nicht die eine Universalleiter. Von Haushaltsleitern über Anlege-, Steh- oder Mehrzweckleitern bis hin zu Leitern für spezielle Einsatzzwecke: Es gibt viele verschiedene Arten von Leitern, jede für einen speziellen Zweck. Eine Podestleiter in der richtigen Größe ist beispielsweise für Arbeiten in der Höhe meist besser geeignet als eine Stehleiter.
Praktische Tipps zum sicheren Umgang mit Leitern
- Suche nach Alternativen: Ist die Leiter wirklich das geeignete Arbeitsmittel oder gibt es sicherere Alternativen wie zum Beispiel Hubarbeitsbühnen oder (Roll-)Gerüste?
- Auswahl der Leiter: Es ist wichtig, die richtige Leiterart und -größe entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Aufgabe auszuwählen. Dabei sind die Arbeitshöhe, die Art der Arbeit und die Umgebung zu berücksichtigen.
- Leiteraufstellung: Es muss sichergestellt werden, dass die Leiter auf einem stabilen und ebenen Untergrund steht, dass Stehleitern komplett aufgeklappt sind und Anlegeleitern im Winkel von circa 70 Grad angelegt werden. Außerdem müssen Leitern gegen Wegrutschen oder Umkippen ebenso gesichert sein wie davor, dass sie von Dritten umgelaufen oder umgefahren werden.
- Leiternutzung: Bei Stehleitern sind die obersten zwei Stufen tabu, bei Anlegeleitern die obersten drei Stufen und bei Stehleitern mit aufgesetzter Schiebeleiter die obersten vier Stufen. Man darf sich nicht über die Leiter hinauslehnen, das kann zu einem gefährlichen Ungleichgewicht führen. Zudem dürfen keine zu großen oder zu schweren Lasten auf einer Leiter transportiert werden.
- Regelmäßige Kontrolle und Prüfung: Leitern sind vor jeder Benutzung zu kontrollieren und müssen regelmäßig (mindestens jährlich) geprüft werden.
- Schulung: Alle Mitarbeitenden sind regelmäßig im sicheren Umgang mit Leitern zu unterweisen.
Risiken minimieren
Leitern sind wichtige Arbeitsmittel, aber auch potenzielle Gefahrenquellen. Durch die richtige Auswahl und Nutzung von Leitern sowie durch regelmäßige Prüfung und Unterweisung können viele Unfälle verhindert werden. Deswegen sollten die Verantwortlichen sich im Betrieb aktiv für die Sicherheit einsetzen und alle Beschäftigten für die Gefahren im Umgang mit Leitern sensibilisieren.
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