
Sturzunfälle können teuer werden
Sturzunfälle mit mehr als 1.000 Euro Entschädigungsleistung sind in den BGN-Mitgliedsbetrieben leider keine Seltenheit. Die Unfallzahlen liegen seit Jahren auf hohem Niveau: 2021 kam es zu etwa 7.500 dieser teuren Sturzunfälle, 2022 waren es rund 7.250 und 2023 knapp 7.400. Insgesamt entstehen der deutschen Wirtschaft durch Sturzunfälle allein durch die resultierenden Ausfallstunden Kosten von etwa acht Milliarden Euro pro Jahr.
Unfallbeispiel 1: Die Mitarbeiterin eines Gastronomiebetriebs stürzte beim Reinigen eines Gästebads rückwärts über ein Staubsaugerkabel. Resultat: eine erhebliche Schulterverletzung. Kosten: circa 8.000 Euro.
Unfallbeispiel 2: Ein Beschäftigter rutschte im Flur einer Metzgerei aus. Resultat: eine Schenkelhalsfraktur. Kosten: rund 25.000 Euro.
Unfallbeispiel 3: Ein Küchenmitarbeiter rutschte an seinem Arbeitsplatz aus, weil er keine rutschfesten Schuhe getragen hatte. Resultat: ein komplizierter Ellenbogenbruch. Kosten: etwa 7.000 Euro.
Eile, Stress, Lärm: Stürze haben verschiedene Auslöser
Viele Stürze ereignen sich in alltäglichen Situationen, weil das Risiko oft unterschätzt wird. Zum Beispiel auf der Treppe: In der Eile nimmt man gleich zwei Stufen auf einmal, häufig schwer bepackt. Man hat keine Hand mehr frei, um sich am Treppengeländer festzuhalten – und zum Lichteinschalten fehlt ohnehin die Zeit. Dann kann eine Treppenstufe leicht zum Verhängnis werden. Auch Stress, Ärger, Gedanken, ein beim Gehen geführtes Gespräch oder Lärm verhindern, dass man eine Stolperfalle rechtzeitig erkennt und sie umgeht.

Unfallursachen systematisch erkennen – und abstellen
Vielfach wird Ungeschicklichkeit, Unachtsamkeit oder Leichtsinn als Grund für einen Sturz in den Unfallanzeigen angegeben. Bei genauerer Ermittlung der Unfallursachen kommt man jedoch oft zu dem Ergebnis, dass mehrere Faktoren für den Sturz verantwortlich waren. Dies bedeutet, dass durch rechtzeitiges Erkennen und Beseitigen dieser Faktoren beziehungsweise Mängel der aus einem Sturz resultierende Schmerz, Ärger und das persönliche Leid ebenso wie der finanzielle Verlust vermieden werden könnten.
Mit der BGN-Checkliste zur Ermittlung von Unfallursachen kann jeder Betrieb eine eigene Unfallermittlung vornehmen, um Ursachen systematisch zu erkennen und dauerhaft abzustellen.
Verhaltensprävention: Beschäftigte sensibilisieren, aus Beinaheunfällen lernen
Gerade in der Verhaltensprävention hängt vieles von Kommunikation, Prozessplanung und Verständnis aller Beteiligten ab. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie Vorgesetzte sollten Verhaltensregeln aufstellen und die Beschäftigten bei der Umsetzung fordern und fördern. Beispielsweise, indem jede und jeder Einzelne im Alltag die Augen offen hält, auf die Kolleginnen und Kollegen achtet und auf unsicheres Verhalten aufmerksam macht. Unfallstellen und Beinaheunfälle sind sofort der oder dem Verantwortlichen oder Vorgesetzten zu melden, zum Beispiel mit dem BGN-Formular „Verbesserungsvorschlag“.
Sieben Regeln, um Sturzunfälle zu vermeiden
- Auf sicheres und rutschfestes Schuhwerk achten, auch in den Außenbereichen.
- Treppen und Stufen nicht unterschätzen und immer den Handlauf benutzen.
- Stolperstellen verhindern, auch im Außenbereich (z. B. keine Sonnenschirmständer auf Verkehrswegen aufstellen).
- Auf allgemeine Ordnung achten (z. B. keine Kabel oder Schläuche auf dem Boden liegen lassen).
- Regelmäßige Reinigung und Instandhaltung des Fußbodens, insbesondere sind nasse oder fettige Stellen sofort zu beseitigen.
- Für gute Beleuchtung sorgen – vor allem dort, wo es etwas unübersichtlicher wird.
- Die richtige Rutschhemmung der Fußböden wählen beziehungsweise nachbearbeiten.

Mehr zum Thema:
- BGN-Branchenwissen: Themenseite „Stolpern, Rutschen, Stürzen“
- Arbeitssicherheitsinformation (ASI) 4.06 „Treppen“
- Arbeitssicherheitsinformation (ASI) 4.40 „Unfallsichere Gestaltung von Fußböden“
- Arbeitssicherheitsinformation (ASI) 9.50 „Vermeidung von Sturzgefahren“
- BGN-Unterweisungskurzgespräch „Stolpern, Rutschen, Stürzen“
- BGN-Checkliste zur Ermittlung von Unfallursachen
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