Akzente: Herr Braß, warum lohnt es sich, das Thema Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung anzugehen?

Markus Braß: Durch die Ermittlung und Beurteilung der psychischen Belastung können weitere Gefährdungen erkannt werden, die vorher nicht im Fokus standen. Durch geeignete, daraus abgeleitete Maßnahmen lassen sich dann gezielt Belastungen für die Beschäftigten reduzieren. Zum Beispiel haben wir in einer Abfülllinie Jobrotation eingeführt. Die Beschäftigten wechseln hier nach vier Stunden oder tageweise ihre Arbeitsaufgaben.

Akzente: Wie wurden Sie auf das Angebot der BGN aufmerksam, wie lief die Entscheidungsfindung ab?

Braß: Wir wollten für unser Werk die bereits durchgeführte Gefährdungsbeurteilung überprüfen und hatten recherchiert, welche Instrumente es gibt. Und wir hatten unsere BGN-Aufsichtsperson Kai Clemens gefragt, der uns auf den MOLA-Fragebogen [Anm. d. Red.: MOLA steht für „Menschen. Organisationskultur. Leistung. Arbeitsgestaltung.“] aufmerksam gemacht hat. Nach Gesprächen mit Susan Kutschbach und Stefan Keller von der BGN, die uns den Fragebogen vorstellten, haben wir uns für das Angebot der BGN entschieden. Uns ging es auch um die Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen, die in Zukunft angeboten werden soll.

Markus Braß, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Moers Frischeprodukte

Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung sollte in aller Ruhe angegangen werden und man sollte vor allem den Beschäftigten Zeit geben. Der Erfolg hängt wesentlich von der Ableitung geeigneter Maßnahmen und der Kontrolle der Wirksamkeit ab.

Akzente: Wie haben Sie die Befragung in Ihrem Betrieb organisiert?

Braß: Wir haben die Befragung in unserem E-Learning-System als Schulung angelegt und alle Vorgesetzten gebeten, dass sie ihren Beschäftigten die Möglichkeit geben, die Befragung innerhalb der Arbeitszeit durchzuführen. In der Produktion standen dafür drei PCs zur Verfügung. Von circa 700 Beschäftigten haben wir durch diese Vorgehensweise mehr als 600 erreicht.

Akzente: Wie ging es nach der Befragung weiter?

Braß: Ich habe die Ergebnisse der Befragung unserem Geschäftsführer, dem Betriebsrat und dem Managementteam vorgestellt. Wir haben keine Workshops durchgeführt, da es um die Überprüfung, um die Wirksamkeitskontrolle der letzten Gefährdungsbeurteilung zur psychischen Belastung ging. Wir hatten vor zwei Jahren ein neues Schichtsystem eingeführt. Die Ergebnisse haben sich bestätigt.

„Durch die Ermittlung und Beurteilung der psychischen Belastung können weitere Gefährdungen erkannt werden, die vorher nicht im Fokus standen. Durch geeignete, daraus abgeleitete Maßnahmen lassen sich dann gezielt Belastungen für die Beschäftigten reduzieren.“

Akzente: Haben Sie einen Tipp für andere Betriebe, damit die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung ein Erfolg wird?

Braß: Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung sollte in aller Ruhe angegangen werden und man sollte vor allem den Beschäftigten Zeit geben. Der Erfolg hängt wesentlich von der Ableitung geeigneter Maßnahmen und der Kontrolle der Wirksamkeit ab.

Akzente: Vielen Dank für das Gespräch.