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„Jurassic Park“ im Arbeitsschutz: Wenn der Boden vibriert

Warum Schwingungen mehr sind als ein Kribbeln

Spüren Sie manchmal ein Kribbeln in den Füßen, wenn an einem Arbeitsplatz Maschinen laufen oder Fahrzeuge vorbeifahren? Gebäudeschwingungen sind in vielen Betrieben an der Tagesordnung. Akzente erklärt, warum sie mehr sind als nur ein Störfaktor – und wie man Gesundheitsrisiken für Beschäftigte erkennt und verhindert.

Sie kennen die Szene aus dem Filmklassiker „Jurassic Park“, in der die Kinder im Auto panisch auf das zitternde Wasserglas schauen? Die Schwingungen werden über den Boden durch den T-Rex ausgelöst, der sich nähert. Das ist Körperschall: Schallwellen werden in einem festen Medium weitergeleitet – und sind zwangsläufig auch ein wichtiges Thema im Arbeitsschutz.

Nichts anderes passiert nämlich, wenn Beschäftigte in Büros oder Produktionsstätten Vibrationen im Boden spüren. Diese werden durch Maschinen, Fahrzeuge oder andere Quellen ausgelöst und über den Boden oder Gebäudestrukturen an andere Orte weitergeleitet. Solche Gebäudeschwingungen werden als „Kribbeln in den Füßen“ bereits ab Werten von 0,01 m/s2 wahrgenommen – und diese Belastung erreicht bei Weitem nicht den unteren Auslösewert von A(8) = 0,5 m/s2, der in der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung (LärmVibrationsArbSchV) für Ganzkörpervibrationen festgelegt ist. Denn Ganzkörpervibrationen im Sinne der LärmVibrationsArbSchV, die zum Beispiel auf Fahrende von Flurförderzeugen einwirken, können bandscheibenbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule auslösen. Deshalb sind in der LärmVibrationsArbSchV Auslöse- und Expositionsgrenzwerte sowie Maßnahmen, die das Unternehmen durchführen muss, festgelegt. 

Trotzdem sind Beschwerden der Beschäftigten bei Einwirkung von Gebäudeschwingungen ernst zu nehmen, denn diese können im Einzelfall die Wahrnehmung und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Damit kann eine erhöhte Unfallgefahr verbunden sein, zum Beispiel wenn bei Überwachungsaufgaben Instrumentenanzeigen nicht richtig gelesen werden können. 

Beschwerden erkennen und Ursachen finden

Im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung oder bei Beschwerden von Beschäftigten ist der erste Schritt immer eine Arbeitsplatzbegehung. Meist lässt sich dabei bereits erkennen, welche Ursache die Gebäudeschwingungen haben. Ist das nicht der Fall, kann es zur Ursachenforschung hilfreich sein, die Zeiten mit und ohne Beschwerden zu notieren. So lassen sich häufig beispielsweise Maschinen und Anlagen, die nur zeitweise betrieben werden, als „Verursacher“ der Schwingungen ermitteln.

Bauliche Lösungen gegen Schwingungen

Im besten Fall werden die aufzustellenden Maschinen und Anlagen bereits beim Bau eines Gebäudes berücksichtigt (Stichwort: Gebäudestatik). Im Nachgang bauliche Veränderungen vorzunehmen, ist häufig schwierig. In beiden Fällen ist jedoch eine Fachfirma zu beauftragen, die Gebäudeschwingungen messen kann und auf dieser Basis die richtigen Maßnahmen hinsichtlich der Gebäudestatik umsetzt.

Bei bestehenden Maschinen oder Anlagenteilen ist zu prüfen, welche davon Gebäudeschwingungen auslösen. Sind Maschinen starr am Boden oder anderen benachbarten Flächen befestigt? Eine starre Befestigung ist zum Beispiel das Anschrauben von Maschinen durch die Materialkombination Metall/Metall oder Metall/Wand beziehungsweise Metall/Boden (zum Beispiel auf Beton oder Fliesen). Dadurch werden Gebäudeschwingungen weitergeleitet oder im schlimmsten Fall sogar verstärkt. 

Arbeitsplätze praktisch gestalten 

Podeste, auf denen sich Beschäftigte aufhalten, sollten nicht starr an vibrierende Maschinen beziehungsweise Flächen angebracht werden. Rohre sind mit schwingungsgedämpften Schellen zu fixieren.

Weiterhin kann der Boden an Arbeitsplätzen mit Fußmatten ausgelegt werden, sodass Gebäudeschwingungen weniger in den Füßen spürbar sind (Stichworte: Antivibrationsmatten, Vibrationsschutzmatten). Diese Matten müssen gut befestigt sein, um Stolperstellen zu verhindern.

In Büros werden Gebäudeschwingungen oft über die Tischfüße auf die Tischplatte und damit in die Hände und Arme weitergeleitet. Das kann bei der Arbeit stören. Eine einfache Lösung: Statten Sie die Tische mit Gummifüßen aus – so werden Vibrationen spürbar reduziert.