Beschäftigtenbefragung: Psychische Belastung in den BGN-Mitgliedsbetrieben

Dieser Bericht enthält die Darstellung der psychischen Belastung in den einzelnen Arbeitsbereichen des Betriebs – zum Beispiel Produktion, Verkauf, Service oder Küche – im Vergleich zum Gesamtbetrieb und gibt Tipps für das weitere Vorgehen im Prozess der Gefährdungsbeurteilung. Erkennen die Betriebe bei den einzelnen Gestaltungsmerkmalen Abweichungen einzelner Arbeitsbereiche im Vergleich zum Gesamtbetrieb, können sie auf dieser Grundlage die Themen in Rückmeldeworkshops bearbeiten.

Branchenvergleichswerte

Jeder Auswertungsbericht enthält auch einen Vergleich mit Referenzwerten der jeweiligen Branche (Backgewerbe, Fleischwirtschaft, Gastgewerbe, Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie). Dabei wird die in den Betrieben ermittelte psychische Belastung merkmalsspezifisch den Referenzwerten der jeweiligen Branche gegenübergestellt. So wird sichtbar, ob die Werte des Betriebs über, unter oder im Mittelfeld der Branche liegen. Der Branchenvergleich soll zur besseren Gestaltung der Arbeitsbedingungen motivieren. 

Wie ein solcher Branchenvergleich für den Merkmalsbereich „Arbeitsinhalt und Arbeitsaufgabe“ aussehen könnte, sehen Sie beispielhaft für einen fiktiven sehr guten Betrieb im Gastgewerbe (Abbildung 1) und für einen fiktiven sehr schlechten Betrieb im Gastgewerbe (Abbildung 2).

Was wir über unsere Betriebe wissen

Die Grundlage der branchenspezifischen Referenzwerte ist ein Gesamtdatensatz aus allen ermittelten Daten der Betriebe. Teilgenommen haben bisher 4.825 Beschäftigte aus 81 Betrieben. Wie sich die Betriebe, die teilgenommen haben, auf die verschiedenen Branchen verteilen, sehen Sie in Abbildung 3 (Stand: August 2025).

Abbildung 3: Betriebe pro Branche

Die wichtigsten Ergebnisse bisher

• Für alle Branchen werden die Voraussetzungen für sicheres Arbeiten und die Vollständigkeit der Arbeitsaufgabe erfüllt. Voraussetzungen für sicheres Arbeiten erfüllt bedeutet, dass für die Mehrheit der Beschäftigten persönliche Schutzausrüstungen vorhanden sind und die Mitarbeitenden auch regelmäßig unterwiesen werden. Bei der Vollständigkeit der Arbeitsaufgabe wird neben der Vollständigkeit auch die Möglichkeit, Aufgaben selbst organisieren zu können, bewertet.
• Themen, die in allen Branchen auffällig waren und bei denen Handlungsbedarf besteht, sind Arbeitsablauf und Arbeitsverdichtung. Hinter diesen Themen verbergen sich Aspekte der Arbeitsorganisation, zum Beispiel ausreichend Zeit zur Bearbeitung der Aufgaben, ungestörtes Arbeiten oder das Vorhandensein der notwendigen Informationen zur Erledigung der Aufgabe.
• Zu ähnlichen Ergebnissen in Bezug auf das Thema Arbeitsverdichtung kommt auch die BGN-Studie zum Fach- und Arbeitskräftemangel. Hier wurde der Arbeitskräftemangel als ein möglicher Grund für die Arbeitsverdichtung benannt und Maßnahmen zur besseren Personalgewinnung sowie -bindung, um der Arbeitsbelastung entgegenzuwirken, wurden empfohlen. Andere Maßnahmen können zum Beispiel sein, die Zeiten für die Erledigung der Aufgaben großzügiger zu planen, fachlichen Austausch zu ermöglichen, Kompetenzen und Zuständigkeiten zu regeln. 

Besondere Themen im Gast- und Backgewerbe

Für Betriebe der Branchen Gastgewerbe und Backgewerbe spielen die Themen emotionale Anforderungen sowie Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit eine Rolle.

• Emotionale Anforderungen, die sich aus der Tätigkeit ergeben, sollten in der Gefährdungsbeurteilung beachtet werden. Werden die Beschäftigten darin unterwiesen, wie sie sich in schwierigen Situationen verhalten dürfen, gibt das Sicherheit bei der Arbeit, beispielsweise im Servicebereich. Weiterhin geben Notfallpläne und klar kommunizierte Zumutbarkeitsgrenzen Sicherheit und sind eine Entlastung für die Beschäftigten. Schwierige Situationen können im Verbandbuch dokumentiert werden. Bei gravierenden Vorfällen empfiehlt es sich, diese der BGN zu melden, damit Unterstützung für die Betroffenen organisiert werden kann.
• Das Thema Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten gibt Hinweise darauf, dass die Erreichbarkeit durch schlecht abgegrenzte Arbeitszeiten den Effekt der Erholung während arbeitsfreier Zeiten stört und damit langfristig zu einer ernst zu nehmenden Gefährdung für die Gesundheit der Beschäftigten werden kann.